Im Herzen der Dolomiten liegt auf einer Höhe von gut 1500 Meter einer der schönsten Bergseen Südtirols: Der Karersee (manchmal auch Karer See geschrieben). Mit einer Länge von nur ca. 300 Metern und einer Breite von 140 Metern ist der Lago di Carezza eher einer der kleineren Bergseen, aber dank der unglaublichen Bergkulisse und seinen leuchtenden Wasserfarben auch einer der beeindruckensten. Umgeben von den grauen Bergspitzen des Latemarmassivs im Süden, des Rosengartens im Nordosten sowie unzähligen grünen Tannen schimmert er von tiefblau bis smaragdgrün in allen Regenbogenfarben und ist zurecht ein geschütztes Naturdenkmal.
Woher das Farbenspiel des Wassers kommt, das auch unter Wasser zu beobachten ist, weiß man bis heute nicht genau – vermutlich liegt es an den unterirdischen Quellen und Zuflüssen des Latemargebirges, die den Karersee speisen. Der Sage nach jedoch ist dafür eine Wasserfee verantwortlich: Sie soll vor hunderten von Jahren am Karersee in Italien gelebt haben. Ein Hexenmeister soll versucht haben sie einzufangen, dazu zauberte er über dem Karersee einen Regenbogen, um die Wassernixe anzulocken. Er vergaß allerdings sich zu verkleiden, die Fee erkannte die Falle und verschwand wieder im See. Aus Wut über die misslungene Aktion zerschlug der Hexenmeister den Regenbogen, der in viele Einzelteile zerfiel und im See versank – weshalb der Karersee noch heute in allen erdenklichen Regenbogenfarben leuchtet.
Ob du nun der Geschichte mit der Nixe Glauben schenken möchtest oder lieber die rationale Variante mit den Unterwasserzuflüssen wählst – mich hat die Mystik des Lago di Carezza so in ihren Bann gezogen, dass ich ihn unbedingt mit eigenen Augen sehen wollte.
Was dich beim Besuch des Karersee in Südtirol erwartet und was es bei der Planung zu beachten gibt, verrate ich dir jetzt.
Karersee: Wissenswertes für deinen Besuch
Der Karersee ist ein beliebtes Ausflugsziel und ein obligatorischer Stop bei jeder Reisebus-Kaffeefahrt durch die Dolomiten – was leider auch bedeutet, dass es dort tagsüber ziemlich voll werden kann. Deswegen an dieser Stelle die wichtigsten Tipps für deinen Besuch:
Anfahrt & Parken
Der Karersee liegt etwa 20 Kilometer südöstlich von Bozen und ist über die Staatsstraße 241, auch einfach Dolomitenstraße genannt, erreichbar. Gib ihn einfach als Ziel bei Google Maps ein und du wirst sicher dorthin navigiert. Vor Ort gibt es einen großen Parkplatz, auf dem du auch zu stark frequentierten Besuchszeiten in der Regel einen Platz bekommst, denn die meisten Besucher bleiben nicht allzu lange.
Auf dem Besucherparkplatz findest du mittlerweile das komplette touristische Angebot an Souvenirshops, Toiletten sowie Essen & Getränken. Der Karersee selbst liegt direkt an der stark befahrenen Straße, weshalb du ihn aus Sicherheitsgründen am leichtesten über die extra angelegte Unterführung erreichst.
Die beste Besuchszeit
Die beste Zeit für deinen Besuch am Lago di Carezza ist zu den Randzeiten, also am besten morgens vor 9 – 10 Uhr oder am späten Nachmittag. So umgehst du den größten Ansturm der Tagesbesucher (die zuvor genannten Kaffeefahrten-Reisebusse waren kein Witz) und kannst in Ruhe ohne Touristenmassen den Zauber dieses außergewöhnlichen Ortes genießen. Außerdem hast du darüber hinaus auch noch besseres Licht für Fotos, denn die hochstehende Mittagssonne ist, das wissen wir alle, nicht unser fotografischer Freund.
Was die Jahreszeiten angeht, ist der Sommer natürlich die bessere Wahl, denn der Reiz des Karersees liegt schließlich in seinen Farben und der Spiegelung des majestätischen Latemargebirges in seiner Wasseroberfläche. Im Winter ist diese mit hoher Wahrscheinlichkeit zugefroren und der See wirkt wenig spektakulär, aber sieh selbst:
Gar nicht mal so spektakulär, oder? Fun Fact: Ich habe den Karersee das erste Mal im Winter besucht und war schwer enttäuscht. Irgendwie hatte ich nicht auf dem Schirm, dass er zugefroren und schneebedeckt sein könnte und folglich so aussieht. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich nicht abhalten habe lassen und es noch einmal im Sommer versucht habe <3
Was du wissen solltest: Im Herbst 2018 hat ein Sturm große Teile von Südtirol verwüstet. Die Region um das Eggental, Welschnofen und den Karersee hat es dabei leider besonders schwer getroffen. Als ich im Dezember 2018 den Karersee besucht habe traf ich auf ein Bild der Verwüstung, das mein Herz bluten hat lassen – kilometerweit war nichts außer umgeknickten meterhohen Tannen zu sehen. Seitdem erholt sich die Natur langsam aber sicher und mittlerweile sieht die Landschaft rund um den See beinahe wieder so malerisch aus wie eh und je. Dennoch wird es noch Jahrzehnte dauern bis die Region wieder vollständig aufgeforstet ist.
Kann man im Karersee baden?
Nein. Theoretisch geht das natürlich schon, doch der See steht unter Naturschutz und das Baden bzw. Schwimmen darin ist verboten. Das Ufer ist deswegen auch durch einen Zaun abgegrenzt, der nicht übertreten werden darf. Damit man am Karersee ein bisschen mehr zu tun hat als nur draufzugucken, gibt es jedoch einen kleinen Rundweg um den See, auf dem du das hübsche Naturjuwel in gut 30 Minuten umrunden kannst. Auch eine Aussichtsplattform sowie eine Hängebrücke, die einen wunderbaren Blick auf den Lago di Carezza ermöglichen, findest du vor Ort.
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Fotografie-Tipps für den Karersee
Ich hatte schon erwähnt, dass du für den Besuch am besten die Randzeiten wählst, denn dann hast du weniger mit den Menschenmassen zu kämpfen, die tagsüber am Karersee unterwegs sind. Das hat aber noch einen weiteren Grund: Zu den Randzeiten lassen sich auch die schöneren Fotos schießen, denn so umgehst du das harte Licht der Mittagssonne.
Darüber hinaus spielt beim Fotografieren des Karersee auch der Wind eine entscheidende Rolle: Die wunderbar spiegelnde Wasseroberfläche zeigt sich natürlich nur, wenn es windstill ist. Das ist vor allem frühen Morgen der Fall, daher gilt für den Karersee das Gleiche wie für den Pragser Wildsee und alle anderen Seen, die du gerne fotografisch festhalten möchtest: Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Alternativ geht auch der späte Nachmittag, dann kann es aber sein, dass du ein wenig auf windstille Momente warten musst, da der Wind tagsüber wie gesagt in der Regel stärker als am frühen Morgen (das ist übrigens ein allgemeingültiges Phänomen; falls jemand die meteorologischen Hintergründe dazu kennt, lasst mir gerne einen Kommentar da 😉 )
- Meine Kamera: Sony Alpha 6500*
- Weitwinkelobjektiv: 17-70mm von Sigma* (perfekt fürs Reisen und erschwinglich, es wird zusammen mit einem Adapter* an die Sony 6er-Reihe angeschlossen)
- Noch besser: Ein Ultraweitwinkel, z.B. das 10-18mm für Sony*
- Unbedingt einpacken: Einen Polfilter, ich benutze dieses Set von Hoya*
- Empfehlenswert: Ein leichtes Reisestativ*, wenn du mit Langzeitbelichtungen arbeiten willst
Besonders der Polfilter ist wichtig, wenn du es bei deinen Fotos auf die Spiegelung der Wasseroberfläche abgesehen hast. Mit einem Polfilter kannst du diese nämlich entweder verstärken oder auch reduzieren, so dass du interessante Effekte erzielen kannst. Mit meiner Brennweite von 17mm (an einer APSC-Kamera) bin ich hier übrigens gerade so hingekommen, ein Ultraweitwinkelobjektiv wäre aber definitiv die bessere Wahl gewesen, um den kompletten See aufs Bild zu bekommen.
Wandern am Karersee
Um den Karersee herum führt ein schmaler Wanderweg, auf dem du den See in gut 30 Minuten umrunden kannst. Falls du bei deinem Besuch davon überrascht oder gar ein wenig enttäuscht bist, dass der See direkt an der stark befahrenen Straße liegt, empfehle ich dir unbedingt den kleinen Spaziergang rund um den See. Du bewegst dich dabei weg von der Straße und hast die Möglichkeit, tiefer in die Naturidylle einzutauchen, die den See umgibt. Vom Südufer aus kannst du außerdem den Blick auf die Gebirgsgruppe des Rosengartens genießen; dieser Blick bleibt dir ansonsten verwehrt.
Wenn du richtig wandern gehen willst, gibt es dafür in der Region rund um den Karersee, um das Latemargebirge, den Rosengarten und das Eggental unzählige Möglichkeiten. Besonders beliebt ist die Wanderung vom Karerpass zum Karersee. Eine Übersicht über die Wandermöglichkeiten findest du hier.
Hotels in der Nähe des Karersee – meine Tipps
Der nächstgelegene Ort zum Karersee ist Welschnofen. Hier gibt es einige empfehlenswerte und urig-modern ausgestattete Unterkünfte:
Meine persönliche Empfehlung: Noch ein ganzes Stück entfernt vom Karersee, aber super urig liegt der Gasthof zur Traube in Montan*. Wir haben zwar nicht dort übernachtet, weil wir leider schon eine andere Unterkunft gebucht hatten, sind dort im Restaurant aber durch Zufall bei der Suche nach etwas Essbarem auf die mit Abstand(!) vielleicht beste Pizza in ganz Norditalien gestoßen. Ein absoluter Glücksfund und die leckerste Pizza, die ich seit Jahren gegessen habe. Und wer so gute Pizza macht und zwei hungrige Mäuler auch am späten Abend noch so herzlich bedient, muss einfach ein toller Gastgeber sein. Absolute Herzensempfehlung <3
Für mich ist der Karersee einer der schönsten Spots in den Dolomiten und zurecht ein Muss auf jeder Rundreise durch Südtirol. Kaffeefahrten-Reisebusse hin oder her. Und seien wir mal ehrlich, Omas und Opas wissen meist, was gut ist 🙂
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Hast du noch mehr Tipps für den Besuch des Karersess oder generell Tipps für die Dolomiten und Südtirol? Was darf man auf keinen Fall verpassen? Lass mir gerne einen Kommentar da 🙂
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1 comment
Ich war auch schon einmal dort. Wir hatten uns damals ein Hotel in Welschnofen gebucht und waren total begeistert von dieser umwerfenden Kulisse! 🙂