Dass die Lofoten landschaftlich ein absoluter Traum sind müssen wir nicht mehr zu diskutieren, dafür habe ich bereits genügend Beweise in Bildform erbracht. Gerade die Strände auf den Lofoten geben durch den Kontrast aus Berglandschaften, sattgrünen Wiesen und türkisblauem Wasser ein Bild ab, das jeden Fotografen stundenlang in seinen Bann zieht. Der wunderbare Haukland Beach, Uttakleiv und der steinige Unstad Beach gehören dabei zweifellos zu den sehenswertesten Orten. Das absolute Highlight jeder Reise auf die Lofoten versteckt sich allerdings zwischen spitzen Bergen und kann weder per Auto noch per Boot erreicht werden, sondern nur zu Fuß durch eine nicht ganz leichte Wanderung: Die Bucht von Kvalvika. Dort findet man mit dem Kvalvika Beach einen Strand, der genauso gut -vernachlässigt man die Berge drumherum- auch ein Traumstrand irgendwo mitten in der Karibik sein könnte.
Die Wanderung zur Bucht bzw. zum Strand von Kvalvika gehört zu den schönsten Wanderungen auf den Lofoten und funktioniert zu jeder Jahreszeit. Ich hatte vorab ziemliche Sorgen, ob sie im Winter überhaupt möglich sein würde, weil ich nirgendwo Informationen explizit zu den Witterungsverhältnissen im Winter finden konnte. Wie steil ist es, wie groß ist die Rutschgefahr? Sieht man die Wegmarkierungen bei Schnee? Gibt es tiefe Wasserlöcher oder Seen, die einem zum Verhängnis werden können, wenn sie von Schnee bedeckt sind? Weil ich nicht wirklich wusste, welche Verhältnisse wir vorfinden würden, hatte ich die Hosen ziemlich voll und war sehr vorsichtig unterwegs – letztlich relativ unbegründet. Es gab zwar einige tricky Stellen, aber mit dem richtigen Schuhwerk und der richtigen Kleidung kein Problem.
Wenn du eine Wanderung zur Bucht von Kvalvika planst, musst du dich im Vorfeld zwischen zwei Varianten entscheiden: Möchtest du tatsächlich an den Kvalvika Beach wandern und den Strand live erleben oder woillst du eine fantastische Aussicht von oben auf die Bucht und das türkisblaue Wasser genießen? Beide Varianten, also der Blick von oben plus die Wanderung an den Strand, lassen sich zwar miteinander kombinieren, allerdings nur im Sommer wenn die Tage sehr lang sind und du lange genug Tageslicht hast. Für einen Tagesausflug im Winter reicht die Zeit nicht aus, so dass du dich leider entscheiden musst. Außerdem solltest du dafür eine entsprechend gute Kondition haben. Ich habe mich für den Blick von oben entschieden – meine Wanderung führte mich also auf den Berg Ryten.
Wie die möglichen Wanderrouten zum Kvalvika Beach aussehen, was dich erwartet und worauf du achten musst, erkläre ich dir nun etwas genauer.
Die Bucht von Kvalvika: Lage und Anfahrt
Der Kvalvika Beach liegt auf der Insel Moskenesøya in der Nähe des Örtchens Fredvang. Fredvang erreichst du relativ leicht über die E10 nachdem du den Beschilderungen gefolgt bist und zwei Brücken passiert hast. Als Ausgangspunkte für die Wanderungen, sei es nun hoch auf den Ryten oder direkt zum Kvalvika Beach, dienen zwei verschiedene Parkplätze. Version A zeigt dir den Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Ryten, Version B zeigt dir den Ausgangspunkt für die Wanderung zum Kvalvika Beach.
Mit Aussicht: Die Wanderung über den Berg Ryten (Version A)
Den Parkplatz als Ausgangspunkt für deine Wanderung auf den Ryten findest du, wenn du der Beschilderung Richtung „Yttersand“ folgst. Irgendwann kommst du an einem verlotterten Haus vorbei, das offenbar Frankenstein höchstpersönlich gebaut haben muss. Folge der Straße weiter bis du auf der rechten Seite ein weißes Haus mit einer Doppelgarage siehst, dort kannst du parken (also neben der Garage natürlich). Ein paar Meter weiter führt auf der linken Seite der Straße ein Schotterweg hinein in die Berge, hier bist du richtig.
Es dauert nicht lange bis die Kletterei beginnt und es steil bergauf geht. Du benötigst für die Wanderung zwingend festes und wasserdichtes Schuhwerk, eine wasserfeste Hose und warme, wasserfeste Handschuhe, mit denen du gut greifen kannst.
Nach einer Weile erreichst du eine kleine Ebene mit einem spiegelglatten, kleinen Bergsee. Halte dich weiterhin rechts und folge den roten Wegmarkierungen auf den Steinen. Es geht nun ziemlich steil bergauf, der Weg wird zusehends rutschiger und du musst etwas klettern. Pass auf der ganzen Strecke unbedingt auf wo du hintrittst, unter dem Schnee und Moos können sich unberechenbar tiefe Wasser- und Schlammlöcher befinden (kleine Entwarnung: Selbst wenn du mal bis zum Knie einsackst, gemeinsam bekommt man sich gut wieder aus dem Schlamm herausgezogen). Die Aussicht von hier oben über die Berge und die Fjordlandschaften ist bereits der Wahnsinn, ich habe mir immer wieder kurz Zeit genommen und einfach nur dagestanden und gestaunt.
Irgendwann erreichst du zu deiner Linken einen weiteren Bergsee. An dieser Stelle gibt es auch die Möglichkeit zum Kvalvika Beach hinab zu steigen, der Weg ist ausgeschildert und du kannst die Bucht bereits sehen. Folgst du weiterhin der roten Wegmarkierung, geht es ab hier steil hinauf auf den Ryten. An dieser Stelle wurden die Bedingungen dann tatsächlich das erste Mal auf der Strecke richtig haarig. Wir haben unser Bestes gegeben und sind so weit nach oben geklettert wie möglich, aber irgendwann wurde es am steilen Hang mit dem ganzen Schnee und Eis so rutschig, dass wir uns keinen Meter mehr weiter getraut haben. Zu groß war die Absturzgefahr und wir mussten ein paar Meter vor dem Gipfel abbrechen.
Also haben wir schnell bei gefühlten – 30°C ein paar Bilder geknipst, den unfassbaren Blick nach unten auf den eisigen, karibisch blauen Kvalvika Beach genossen und sind schnell wieder zurück. Ich war heilfroh als wir auf Höhe des Bergsees wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten.
Die Strecke auf den Ryten ist oneway ca. 5 Kilometer lang, du benötigst dafür ca. 2-3 Stunden einfach. Für die Gesamtstrecke solltest du einen (entspannten) kompletten Tag einplanen, je nachdem wie die Wetterverhältnisse sind. Im Sommer ist die Strecke natürlich leichter zu gehen als im Winter.
Auf dem Rückweg kannst du der Beschilderung folgen und zum Kvalvika Beach hinab steigen. Beachte dabei aber, dass du a) eine entsprechend gute Kondition brauchst und b) der Tag dafür lang genug sein muss. Im Winter, wenn du im Norden nur wenige Stunden Tageslicht hast, ist die Zeit nicht ausreichend. Dann must du die beiden Wanderungen separat angehen! Als separate Wanderroute zum Kvalvika Beach bietet sich allerdings eine andere Strecke an, für die du ebenfalls einen kompletten Tag einplanen solltest.
Wanderung zum Kvalvika Beach (Version B)
Den Ausgangspunkt für die direkte Wanderung (B) siehst du oben in der Karte markiert. Du erreichst den Parkplatz ebenfalls unkompliziert via Fredvang. Die Strecke ist kürzer als hoch auf den Ryten, aber nicht weniger anstrengend oder herausfordernd. Wer denkt, dass er hier nur mal eben schnell über einen Hügel rüber muss und dann am Strand steht, liegt ziemlich daneben. Ein besondere Herausforderung ist die Überquerung der Felsnase, die den Strand von Kvalvika in zwei Einzelstrände aufspaltet: Dort hangelt man sich ziemlich abenteuerlich an Stahlketten über die Felsen, um auf die andere Seite zu gelangen (glücklicherweise ist dies aber kein Muss, man muss nicht beide Seiten des Strandes sehen). Auf dem Rückweg musst du nicht zwingend dieselbe Strecke nehmen, sondern kannst auch eine andere Route wählen. Beachte in diesem Fall aber, dass du dann nicht an dem Parkplatz herauskommst, an dem dein Auto steht und du ggf. nochmal ein gutes Stück laufen musst, das dich gerade nach einem ohnehin schon anstrengenden Tag ggf. ziemlich beuteln wird.
Da wir die Wanderung direkt an den Strand aus Zeitgründen nicht selbst machen konnten, hier ein paar hilfreiche Artikel und Erfahrungsberichte explizit zur Wanderung direkt an die Bucht von Kvalvika:
Am Kvalvika Beach selbst gibt es übrigens etwas ganz Besonderes zu entdecken: Ein kleines ‚Hobbit-Haus‘. Hier lebte vor gar nicht allzu langer Zeit ein Surfer-Pärchen 9 Monate lang komplett abgeschieden vom Rest der Welt. Die kleine Höhle ist noch vollständig erhalten und ausgestattet und kann von jedem, der Lust hat, zum Übernachten und darin Leben genutzt werden. Ein paar Eindrücke davon gibt es hier.
Ich habe die Wanderung hoch auf den Ryten und die Einsamkeit der Natur dort oben sehr genossen. Die Kälte war dank der kontinuierlichen Bewegung und der richtigen Kleidung gut auszuhalten. Wir haben insgesamt inkl. Fotostopps ca. 5 Stunden für die Wanderung benötigt (was gut mit den 6 Stunden Tageslicht Anfang Februar auf den Lofoten gepasst hat, am Ende mussten wir uns aber tatsächlich ein wenig sputen, um nicht in die Dunkelheit zu geraten). Die Wanderung war teilweise ziemlich anstrengend und auch wenn ich währenddessen natürlich ordentlich geflucht habe, wessen saublöde Idee das denn nun wieder war, hatte ich am nächsten Tag nicht einmal einen Mini-Muskelkater 😉 Es lohnt sich!
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9 comments
Ich war auch schon oft auf den Lofoten, aber eine Wanderung zu einem Strand kam mir dabei noch nicht in den Sinn.
Wenn man aber diese unglaublich tollen Fotos sieht, muss man seine Vorstellung von Sommer, Sonne und Strand nochmal überdenken 😉
Das türkise Wasser, was man sonst immer nur auf Sommer Fotos sieht , im Kontrast zu den verschneiten Bergen ist unglaublich!
Ist auf der To-Do Liste für den nächsten Besuch vermerkt 🙂
Hi Vincent, sehe ich auch so…mich haben die Fotos von dieser Szenerie auch so geflasht, dass ich unbedingt dorthin wollte, um es mit eigenen Augen zu sehen. Hat zum Glück geklappt und ein paar eigene tolle Fotos sind ebenfalls dabei herausgekommen. Berichte mal, wenn du die Wanderung gemacht hast, ja?
Die Lofoten und gerade diese Wanderung sehen toll aus! Ich fliege jetzt im November hin… wann genau warst du da? War es schon tieferer Winter? Hatte eigentlich gehofft, dass die Bedingungen gerade auf den Roten hoch noch etwas besser sind 🙂
Hi Sophia, ich war Ende Januar/Anfang Februar da, also tiefster Winter. Wie die Bedingungen im November sind weiß ich nicht, könnte mir aber vorstellen, dass du da eher mit viel Regen zu kämpfen hast. Ich würde mich an deiner Stelle eindecken mit regenfester Kleidung, dann klappt das schon 🙂
Liebe Grüße
Hallo Katrin, deine Bilder vom Ryten/Kvalvika sind wunderschön! Wir haben dieses Jahr im September zwei Nächte am Strand gezeltet und sind ebenfalls auf den Ryten gewandert. Das Ganze jetzt dank deiner Aufnahmen mit Schnee zu sehen, ist wirklich beeindruckend. Und wie Vincent schon geschrieben hat: das türkise Wasser kommt im Kontrast zum Weiß noch viel besser heraus als im Sommer. Liebe Grüße!
Hi Katrin,
wow, ich bin doch etwas überrascht über den wenigen Schnee den ihr im Februar hattet. Ich wollte im März das erste mal zu winterlichen Bedingungen auf die Lofoten und hatte eigentlich schon die Schneeschuhe eingeplant. Habt ihr noch weitere Wanderungen gemacht und da ähnliche Bedingungen gehabt? In dem Fall könnten die Schneeschuhe nun wirklich zuhause bleiben.
Wart ihr ggfs. Kayaken?
VG Clemens
Ryten war für uns eines der schönsten Erlebnisse auf den Lofoten. Und das ganze gab es fast kostenlos. Das ist ja in Norwegen eher selten. Deine Bilder von Ryten in winterlicher Landschaft sehen wirklich spektakulär aus. Wir waren im Sommer eher spontan dort und wussten eigentlich nicht was uns erwartet. Eine freundliche Bedienung im Restaurant hatte uns gesagt, dass die Wanderung recht bequem und schön ist. Wir fanden die Wanderung doch schon etwas herausfordernd, aber die Aussichten haben alle Anstrengungen gerechtfertigt. Wir sind auch, wie vermutlich jeder der dort zum Gipfel läuft, sehr oft einfach stehen geblieben und haben die atemberaubenden Landschaften genossen. Ryten ist ein Must See auf den Lofoten.