Exuma (Bahamas): Mit roten Leguanen und Streichel-Haien im Paradies

Hand aufs Herz: Hast du jemals von Exuma gehört? Nein? Macht nichts, ich bis vor ein paar Jahren auch nicht. Wenn man nicht gerade riesengroßer Fan der Karibik ist und sich nicht auf die Fahne geschrieben hat, die schönsten Traumstrände dieser Welt zu entdecken oder die schwimmenden Schweine der Bahamas zu besuchen, dann muss man sich auch nicht weiter mit Exuma beschäftigen. Falls du aber butterweiche, weiße Sandstrände und türkisblaues Wasser genauso liebst wie ich, dann solltest du jetzt gut aufpassen: Die Exuma Inseln in den Bahamas sind das Abgefahrenste, was mir in den letzten Jahren unter die Augen gekommen ist! Echt jetzt. Exuma ist das Paradies. PA-RA-DIES. Ich habe noch nie – noch nie! – so etwas gesehen. Und wenn ich so etwas schreibe, dann weiß ich gar nicht genau, wie ich das, was die Exuma Cays sind, eigentlich erklären soll. Das glaubt mir sowieso kein Mensch.

Probieren wir es mal so: Die Exumas sind eine Inselkette der Bahamas bestehend aus ca. 360 einzelnen Inseln. Die meisten davon sind völlig unberührt. Die Inselkette erstreckt sich südostlich der Hauptinsel der Bahamas, New Providence bzw. Nassau. Die Exuma Cays gehören zu den sogenannten Out Islands der Bahamas und werden von deutlich weniger Touristen besucht als Nassau. Das ist ein riesengroßer Fehler! Es bleibt allerdings zu hoffen, dass sich das so bald auch nicht ändert, denn Touristenmassen wie Nassau sie stemmen muss, würden dieses Paradies binnen kürzester Zeit zerstören. Charakteristisch für Exuma ist das relativ flache Wasser, das sich über Hunderte Kilometer über die gesamte Inselkette erstreckt, wodurch das komplette Areal der Exuma Cays in strahlendes Türkisblau getaucht ist. Nur selten wird dieser Anblick des leuchtend blauen Wassers durchbrochen von Stellen, an denen das Meer etwas tiefer ist und das Wasser dunkelblau schimmert. Dazwischen reihen sich die oft namenlosen Inselchen mit ihren weißen Stränden aneinander, viele davon sind komplett unbewohnt oder sind im Besitz irgendeines Prominenten.

Exuma Cays: Mit dem Boot durchs Paradies

Wie hat es mich nun ausgerechnet hierher, an einen der gefühlt abgelegensten Orte der Welt verschlagen? Die Antwort ist simpel: Exuma ist die Heimat der berühmten schwimmenden Schweine der Bahamas. So plemplem es auch ist: Ohne den rational einfach nicht nachvollziehbaren Wunsch, einmal im Leben die schwimmenden Borstenviecher zu erleben, wäre ich wohl nie nach Exuma gekommen (ja, ich gehöre offiziell zu diesen Touris, die nur wegen der schwimmenden Schweine nach Exuma gekommen sind und die im Übrigen von den Einheimischen lediglich ein verständnisloses Kopfschütteln ernten). Zum Glück hat der Verstand bei solchen Entscheidungen bei mir häufig Sendepause und so begab es sich, dass ich mich um 1000 € ärmer, mit Toastbrot und GoPro bewaffnet auf einem Speedboot wiederfand, das in einem Affenzahn mit mir durch das blauste Meer aller Zeiten durch die Exuma Cays raste – Schweine, here we come!

Im ersten Teil meines Berichtes über unsere Tour zu den Bahamas Schweinen haben ich schon sehr ausführlich berichtet, wie genau man nach Exuma kommt und welche Möglichkeiten es gibt, eine solche Tour zu buchen. Hier kannst du alles nachlesen:

Da die Schweine auf Big Major Cay bei einer Ocean Safari durch die Exuma Inseln aber nicht das einzige Highlight sind, haben ich den Bericht über unser Abenteuer aus Platzgründen gesplittet. In Teil 1 haben ich dir von den schwimmenden Schweinen berichtet, die wir nach gefühlt unendlich langen 2 Stunden Bootsfahrt endlich erreicht hatten. Das Füttern, Streicheln und Spielen mit ihnen war wirklich ein absolutes Highlight. Die Schweine waren die erste Station auf unserer Tour – wie es danach weiterging und was wir in Exuma noch erlebt haben, erfährst du nun hier. Spoiler: Es gab noch mehr Tiere! <3

Abenteuer auf Exuma: Haie streicheln am Compass Cay

Nachdem wir Pig Island und die Schweine etwas wehmütig hinter uns gelassen hatten, waren wir der Meinung, dass nach diesem absoluten Highlight der Tour wahrscheinlich nicht mehr viel kommen kann. Wir trauten also unseren Augen und Ohren kaum, als unser Boot Kurs nahm auf eine kleine Insel namens Compass Cay und unser Guide ankündigte, dass wir hier nun mit Haien schwimmen und sie streicheln werden. Haie streicheln?! Wtf?! Einen Scheiß werde ich! 20 Sekunden später war ich im Wasser und streichelte Haie. Hrrhrr.

Auch wenn ich in der Theorie wusste, dass die Nurse Sharks (zu deutsch: Ammenhaie), die hier am Compass Cay leben, völlig ungefährlich sind, ging mir im ersten Moment im Wasser ordentlich die Pumpe. In den ersten Sekunden ließ sich kein Hai blicken, aber es dauerte nicht lange bis der erste Hai wie aus dem Nichts auftauchte. In diesem Moment war es übrigens auch schon zu spät für den spontan einsetzenden Fluchtinstinkt, denn der Hai brauchte keine 3 Sekunden bis zu mir. Bereit aufgefressen zu werden ergab ich mich meinem Schicksal – und streichelte meinen ersten Hai (beziehungsweise streichelte der Hai eher mich, indem er mich eifrig umschwomm. Ich habe lieber erstmal stillgehalten).

Am Compass Cay hat der Besitzer der Insel einen Holzsteg ins flache Wasser gebaut. Die Ammenhaie, die dort leben, sind an die Touristen gewöhnt und schwimmen bei Flut sogar freiwillig auf den Steg, um sich dort streicheln und füttern zu lassen. Die Haie sind nicht eingezäunt o.ä., sondern können sich frei bewegen. Da sie aber gut versorgt werden, scheinen sie kein gesteigertes Interesse daran zu haben, sich woanders aufzuhalten als am Compass Cay. Wenn sie ihre Ruhe wollen, tauchen sie einfach ab und legen sich auf den Meeresgrund unter dem Steg. Die größten von ihnen sind inklusive Schwanzflosse bis zu 4 Meter lang und können einem im ersten Moment allein durch ihre Größe ganz schön Angst einjagen. Ich gewöhne mich aber schnell daran und schwimmen und schnorchele eine ganze Weile mit den Haien (die sich übrigens wie nasses, leicht raues Leder anfühlen).

Um am Compass Cay mit den Haien schwimmen zu können, ist eine zusätzliche Landing Fee von 10$ in bar pro Person erforderlich. Wenn du auf dem Boot bleibst, musst du nichts zahlen.

Mit dem Boot durchs Paradies: Conch auf der Sandbank

Nachdem alle glücklich und euphorisiert von unserem Guide wieder am Hafen des Compass Cay eingesammelt und aufs Boot dirigiert wurden, ging es weiter zum nächsten Programmpunkt: Conch Salad zubereiten auf einer Sandbank. Aha. Jetzt sollen wir hier selbst mitten im Sand unser Mittagessen kochen, das unser Guide zuvor bei einem kurzen Zwischenstopp im Meer gefangen hat…oder wie sieht das aus? Und was ist das überhaupt…Conch? Muss ich es eigenhändig umbringen?

Der snobby Tourist in mir rümpft etwas die Nase, aber als wir mit unserem Boot langsam auf die Sandbank zusteuern, bekomme ich sofort riesengroße leuchtende Augen. Was ist denn hier los…?? OMFG! Als ich den ersten Fuß an Land setze, versinke ich sofort im butterweichsten, feinsten weißen Sand, den ich je erlebt habe. Das knalltürkisblaue Meer schmiegt sich ganz sanft um die weiße Sandbank, immer wieder unterbrochen von neuen, kleinen Sandbänken. Heilige Scheiße.

Ich kann wirklich kaum fassen was ich hier sehe, renne wie eine Bekloppte über die Sandbank und lasse die Drohne fliegen…

Von der Zubereitung des Conch Salad bekomme ich deswegen leider nur wenig mit, bin aber sehr dankbar als unser Guide mir – stilecht karibisch in einer weißen Plastkischale – eine Portion davon vorbeibringt. Saulecker!

Zur Aufklärung: Conch (sprich: „Konk“) sieht für uns Laien aus wie eine ziemlich große Muschel, ist aber eine Meeresschnecke. Die Conch ist auf Deutsch bekannt als „Große Fechterschnecke“ und ist in der gesamten Karibik, auf den Bahamas, im Süden Floridas bis hinüber nach Bermuda heimisch. Die Conch scheint auf den Bahamas so etwas wie das Nationalgericht zu sein, sie begegnet uns danach noch als Conch Fritters, als Conch Burger, Conch irgendwas…alles ist mit Conch. Die Gehäuse der Schnecken sehen geputzt übrigens wunderhübsch aus und werden für wenig Geld (normal sind ca. 5$ pro Stück) als Souvenirs an Touristen verkauft. Aber Vorsicht: Da es sich um ein ehemals lebendes Tier handelt, darfst du die Gehäuse der Conch nicht in jedes Land einführen. Solltest du auf dem Rückweg von den Bahamas in die USA einreisen wollen, ist die Einfuhr z.B. verboten, nach Europa dürfen meines Wissens max. 3 Gehäuse pro Person mitgebracht werden.

Ich habe danach erfahren, dass die Conch aufgrund von Überfischung unter Artenschutz steht und überlegt, was ich dir an dieser Stelle nun raten soll. Das Ergebnis: Ich kann dir leider nichts raten. Die Conch ist in der Karibik so allgegenwärtig und für die Menschen dort ist es völlig normal, sie zu essen. Meiner Erfahrung nach braucht man in der Karibik niemandem mit Umweltschutz, ökologischer Verantwortung, Überfischung, Artenschutz oder sonstwas kommen – so weit ist man dort nicht und kann man auch gar nicht sein. Das sind First World Problems und dazu gehört die Karibik nunmal nicht. Die meisten Menschen leben von der Fischerei und vom Tourismus, nicht selten von der Hand in den Mund. Dass man so jemandem keinen Vortrag über derartige Themen hält, ist selbstverständlich. Wenn dir jemand Conch anbietet, probier sie. Es ist lecker und die Höflichkeit gebietet es.

Und um noch einmal auf die Sandbank zurückzukommen: Hier habe ich übrigens den nächsten Hai in freier Wildbahn gesehen. Er schwamm ganz nah an die geankerten Boote heran ins flache Wasser…und soweit ich es erkennen konnte, war es dieses Mal kein ungefährlicher Ammenhai. So schnell bin ich jedenfalls noch nie aus dem Wasser gesprungen!

Das geht nur auf Exuma: Schnorcheln in James Bond’s Thunderball Grotto

Nachdem wir uns eine ganze Weile auf der Sandbank aufgehalten haben, geht es weiter zum nächsten Highlight unserer Tour, das gleich um die Ecke liegt: Die Thunderball Grotto. In dieser Grotte wurden 1965 Teile des berühmten James Bond Streifens ‚Thunderball‘ gedreht, seitdem ist sie bekannt als Thunderball Grotto. Das Schnorcheln ist für Laien nur am Nachmittag bei Ebbe möglich, denn nur dann kann man den Eingang der Grotte überhaupt finden. Im Inneren der Grotte erwartet dich eine atemberaubende Kulisse und eine bunte Unterwasserwelt. Leider sind mir nur doofe Fotos gelungen und wegen der kommenden Flut hatten wir nur begrenzt Zeit in der Grotte…aber ein bisschen Fantasie schadet ja auch nicht 😉

Das Schnorchel-Equipment musst du übrigens nicht selbst mitschleppen, das bekommst du im Rahmen der Tour normalerweise zur Verfügung gestellt.

Nach dem Schnorchel-Abenteuer in der Grotte steuern wir zum späten Lunch endlich eine bewohnte Insel der Exumas an. Auf welcher Insel wir genau waren, wusste ich in diesem Moment übrigens nicht, das hat uns nämlich niemand gesagt. Meine Kreditkartenabrechnung sagt es war Deshamon’s Restaurant auf Great Guana Cay. Aha! Laut Google Maps ist das allerdings überhaupt nicht möglich, denn Great Guana Cay liegt ganz woanders. Nun denn – keine Ahnung wo wir waren. Das Essen vom Buffet war jedenfalls in Ordnung, die 50$ dafür für 2 Personen aber bahamastypisch teuer. Das Inselchen selbst sah übrigens auf den ersten Blick sehr nett aus und es gab sogar eine asphaltierte Straße….ich wüsste wirklich gern, wo wir hier waren.

Darf ich vorstellen? Exumas rote Leguane

Der nächste und letzte Stop unserer Tour ist erneut eine zumindest von Menschen unbewohnte Insel der Exumas. Ob sie einen richtigen Namen hat weiß ich nicht, sie wird uns als Iguana Island vorgestellt. Benannt ist sie offenbar nach ihren Bewohnern: Als wir uns mit dem Boot nähern, strecken erst einer, dann zwei, dann drei Leguane ihre Köpfe aus den Büschen. Und ehe wir uns versehen schießen die Mini-Drachen zu Dutzenden aus dem Gebüsch hervor und beschäftigen sich bereitwillig für Salat und Gemüse als Gegenleistung mit uns Menschen.

Die Bahamas-Leguane sind übrigens eine ganz besondere Art, denn ihre Haut ist leicht rötlich. Es handelt sich bei den Fotos also nicht um einen Photoshop Fail, die Haut der Leguane ist tatsächlich rot. So übrigens auch meine Haut. Ich habe mich zwar fleißig eingecremt, mich über den Tag aber trotzdem ordentlich verbrannt. Juchee!

Von daher bin ich ganz froh, dass der Tag am späten Nachmittag nun so langsam ein Ende findet. Müde und platt von den ganzen Eindrücken machen wir uns schließlich mit Vollgas auf den Rückweg nach Great Exuma, die Hauptinsel der Exuma Cays, auf der wir für 3 Nächte im Two Turtles Inn* in George Town wohnen. Auf dem Boot genehmigen wir uns noch zwei, drei, vier Bahama Mamas (der Cocktail der Bahamas, unbedingt probieren!), die erneut stilecht karibisch aus Plastikkanistern in Plastikbechern serviert werden. Prost!

So kannst du die Tour durch die Exuma Cays buchen

Im ersten Teil meines Berichtes, in dem es nur um das Highlight der Tour, die schwimmenden Schweine, geht, habe ich dir bereits alle mir bekannten Anbieter aufgezählt, mit denen du eine ganztägige Tour durch die Exuma Inseln machen kannst. Hier noch einmal die Übersicht:

• Coastline Adventures
• Four C’s Adventures
• Exuma Water Sports
• Robert’s Island Adventures
• Island Routes

Wir waren mit Coastline Adventures unterwegs. Die einzelnen Programmpunkte sind im Grunde bei allen Anbietern gleich: Du besuchst immer die Schweine auf Big Major Cay, die Haie am Compass Cay, und gehst Schnorcheln in der Thunderball Grotto. Der Rest variiert ein wenig, je nachdem aus welcher Richtung du die Exumas ansteuerst und wieviel Zeit du hast. Auch welchen Spot du in welcher Reihenfolge ansteuerst, folgt keinem festen Plan, sondern dem Wetter. Die Guides auf dem Boot verständigen sich per Funk mit Leuten vor Ort und entscheiden so, wie die Route an diesem Tag aussieht.

Du wirst in jedem Fall super viel Spaß haben! Exuma ist der Knaller! Ich habe im Vorfeld und auch nach unserer Reise auf die Bahamas oft zu hören bekommen „Oh, Bahamas…das ist doch ziemlich langweilig, oder? Da ist doch nichts außer zwei, drei Strände…und so schön sind die auch nicht“. Hm….nein?!

Das mag vielleicht der Eindruck sein, der entsteht, wenn man mit dem Kreuzfahrtschiff New Providence bzw. Nassau ansteuert. Wer allerdings denkt, er hat die Bahamas gesehen, weil er Nassau gesehen hat, liegt leider daneben. Nicht nur ein bisschen, sondern meilenweit. Die Exumas sind eine komplett andere Welt, die ich so noch nirgendwo sonst erlebt habe. Und sie sind einer der wenigen Orte in der Karibik, der vom Kreuzfahrttourismus verschont geblieben ist. Das spürt man deutlich. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht und das wahre Bahamasfeeling kennenlernen möchte, muss nach Exuma kommen.

Schau dir Exuma an, bevor es vielleicht irgendwann zu spät ist.

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